Musikerinnen

Die schillernde Welt der Rock- und Popmusik hat eine manchmal noch in der öffentlichen Wahrnehmung unterrepräsentierte Seite – und diese ist weiblich. Da sind nicht nur die glamourösen Diven, ungezähmten Rockröhren oder sexy Stilikonen, sondern auch Fans, Groupies, Songwriterinnen und Produzentinnen.“ – Aufgrund dieser Erkenntnis zeigt das rock’n’popmuseum in Gronau bis zum 8. September 2013 eine Sonderausstellung unter dem Titel „ShePOP – Frauen.Macht.Musik“.
Von Musik geht eine große Faszination aus, nicht zufällig ist die Musikindustrie mit der Produktion von E- und U-Musik, dem Ausrichten von Konzerten, der Erstellung von Musikmagazinen nach wie vor eine bedeutende Geldumverteilungsmaschinerie.
Eigentlich sollte es uns viel mehr wundern, dass trotz aller Bemühungen der Frauenbewegung, Komponistinnen dem Vergessen zu entreißen und Frauen als aktive Musikerinnen zu ermutigen, heute nach wie vor Frauen eine eher marginale und passive Rolle in der Musikwelt spielen. „Es gibt kaum einen gesellschaftlichen Bereich, in dem die Diskursmacht noch so sehr in männlicher Hand ist wie beim Reden über Musik. Auch wenn man spätestens seit den Riot Grrrls um ihre Existenz weiß, ist der Female Geek noch immer kein akzeptiertes Rollenvorbild für Mädchen und Frauen. Und Männer kommen zumeist gar nicht auf die Idee, dass man sich mit Frauen kompetent über Musik unterhalten kann“, fasst Barbara Mürther im Missy Magazine ihre Erfahrungen zusammen.
Weil weibliche Stimmen im Popmusikjournalismus untergehen, hat Katharina Gregor das Blog www.popmusikjournalistinnen.wordpress.com ins Leben gerufen, auf dem durch Profile und Beispielartikel ein Lexikon der Popmusikjournalistinnen entstehen soll, das diesen auch Austausch und Netzwerken ermöglicht.
Die Wir Frauen-Redakteurin Elena Bütow steht ab und an mit ihrer „all-female-Band“ auf der Bühne und fragt, wo die vielen Musikerinnen sind. Anete Wellhöfer berichtet über das Frauenmusikfestival in Michigan und Isolde Aigner über Rock und Hip Hop Camps, die Mädchen ermutigen, ihre musikalischen Fähigkeiten zu entdecken. Sängerinnen des Protests und der Hoffnung stellt Florence Hervé vor. Katharina Volk spricht mit der Liedermacherin Christiane Rösinger über weibliche Vorbilder. Ihre musikalische Begabung hat Esther Bejarano das Leben gerettet, heute spielt sie mit ihrer Familie eine gewagte Kombination aus Friedens-Folklore und rotzigem Rap, darüber schreibt Birgit Gärtner. Antje Olivier erinnert an Elke Mascha Blankenburg, Dirigentin und Wegbereiterin der Frauenmusik des 20. Jahrhunderts. Mechthilde Vahsen stellt Ethel Mary Smyth vor, die die Hymne „March of the Women“ komponiert hat.
Einige Wir Frauen-Redakteurinnen stellen ihre Lieblingsmusikerinnen und -lieder vor. Diesen Frauen fehlt sicherlich nicht das nötige Sendungsbewusstsein und die Lust, sich dem Gegenwind in der Musikindustrie zu stellen.
Gabriele Bischoff
Brand bei Verlagsauslieferung – Appell
Liebe Frauen,
im April sind bei einem katastrophalen Brand im Außenlager der LKG Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft Zehntausende von Büchern kleinerer Verlage verbrannt. Davon betroffen ist auch der AvivA Verlag, vielen von euch bekannt mit seinem wunderbaren Programm zu Autorinnen der 1920er und 1930er Jahre.
Die engagierte Verlegerin Britta Jürgs, Bücherfrau des Jahres 2011, hatte dort große Teile ihrer Backlist gelagert. Vor allem die Bildbände sind beschädigt und verbrannt, so zum Beispiel „Frauen der Wüste“ von Florence Hervé oder „Frauengesellschaft(en) in Deutschland – von der privaten Feier bis zum Berufsverband“ von Eva Hehemann, aber auch der von Brigitte Beier und Karina Schmidt verfasste Porträtband „Hier spielt die Musik! Tonangebende Frauen in der Klassikszene“ sowie Hanna Gagels wunderbares Buch „So viel Energie. Künstlerinnen in der dritten Lebensphase“. Es muss also nachgedruckt werden, ein Kostenaufwand, der nicht im Jahresetat vorgesehen ist. Und natürlich trifft es auch die Autorinnen und Herausgeberinnen der Bücher. Wir Redaktionsfrauen glauben auch in Zeiten des E-Books an das gedruckte Buch, an Frauenverlage und an Solidarität. Wir unterstützen daher den Appell, der auf der Website des AvivA Verlags www.aviva-verlag.de steht:
Wenn Sie alsbald ein Buch aus unserem Verlag erwerben wollten, kaufen Sie es jetzt. Wenn Sie ein Buch aus einem anderen LKG-Verlag, der betroffen ist, erwerben wollten, kaufen Sie es jetzt.
Inhalt dieser Ausgabe
Wo sind eigentlich die ganzen Musikerinnen?
Frauenmusikfestival in Michigan
Ruby Tuesday – Rock und Hip Hop Camps für Mädchen
Rösinger im Interview: ESC in Baku
Ethel Mary SMYTH – Komponistin des „March of the Women“ (mit Video)
Lateinamerikas starke Frauenstimmen
Esther Bejarano
Erinnerung an Elke Mascha Blankenburg
Infos zum Schwerpunkt
Meine feminstische Wahrheit
#aufschrei: Was muss noch passieren?
Rosaroter Kapitalismus
Krieg und Frieden
Kanada: Die Rolle indigener Frauen
Deutscher Frauenrat: Wahlprüfsteine 2013
WearFair: Wegweiser
Deutschland: Intersexuelle
UN-Bericht: Menschliche Entwicklung
Projekte
Archiv der dt. Frauenbewegung: Spurensuche Westdeutsche Frauenfriedensbewegung (WFFB)
Gesehen
Afya Yangu. It’s my Right!
Ginger und Rosa
Daten und Taten
Dorothy Parker / Phoolan Devi
Außerdem
Hexenfunk
Gelesen
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