Feministische Intervention im öffentlichen Raum: SOLANGE-Projekt
von Tina Berntsen
(aus WIR FRAUEN Heft 4/2020, Schwerpunkt: Humor)
Frauen können doch tun und lassen, was sie wollen. Sie haben dieselben Möglichkeiten wie Männer – wenn sie sich nur richtig „reinhängen“…
Um für den Mythos einer gleichberechtigten Gesellschaft zu sensibilisieren, hat die österreichische Künstlerin Katharina Cibulka das SOLANGE-Projekt gestartet: „Es sind Antworten auf die Frage, ob Feminismus noch notwendig ist, oder ob wir den Zenit der Emanzipation bereits erreicht haben“.
Ihr erstes „Solange-Netz“ hing 2018 auf einem Baugerüst in Innsbruck. Auf dem Staubschutznetz war mit pinkem Tüll und Kabelbindern in traditionellem Kreuzstich eingestickt: „Solange ich von Karriere rede und du Familienmanagement meinst, bin ich Feministin.“ Es folgten weitere Baustellen-Botschaften, so am Innsbrucker Dom: „Solange Gott einen Bart hat, bin ich Feminist.“
Bewusst wählte Cibulka für ihre feministische Kunst-Intervention das Sticken als traditionell weiblich besetzte Tätigkeit, um buchstäblich eine Männerdomäne zu durchdringen und neu zu besetzen, wie sie sagt.
Solange es also die Baustelle Geschlechtergerechtigkeit gibt, gilt es die feministischen Botschaften zu verbreiten – möglichst weltweit.
Hier könnt ihr mitmachen: Die Künstlerin freut sich über Tipps zu Baustellen, die bereit wären, ihre Netze aufzuhängen. Ihren Kontakt findet ihr auf der Webseite www.katharina-cibulka.com. Auf dem Instagram-Kanal zum Projekt (@solange_theproject) können eigene „Solange…, bin ich Feminist*in.“-Sätze eingereicht werden, wo sie dann veröffentlicht werden.
Katharina Cibulka, geboren 1975, arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin, Fotografin und Projektentwicklerin in Innsbruck und Wien. Sie ist Mitbegründerin der Frauenband telenovela und der Künstlerinnengruppe peek a corner. In ihrer Kunst stellt sie gesellschaftspolitische Themen in den Mittelpunkt. Im Oktober 2020 erhielt Cibulka das Hilde-Zach-Kunststipendiums der Stadt Innsbruck: „Mit ihren Arbeiten im öffentlichen Raum erreicht sie eine breite Öffentlichkeit und schafft dadurch einen breiten Diskurs zu aktuellen Fragestellungen wie die Gleichstellung der Frau, soziale Gerechtigkeit oder Gemeinschaftlichkeit“, so die Jury.