Das Klo:lektiv
Jede*r kennt die Situation, unterwegs zu sein und keine oder nicht adäquate öffentliche Sanitäranlagen vorzufinden. Ob in Innenstädten, auf Spielplätzen oder in Parks: Öffentliche Toiletten sind maßgeblich für die Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen und erweitern den Aktionsradius aller Menschen – denn die Notdurft ist ein universelles Bedürfnis.
Trotzdem bleiben saubere, barrierearme und kostenfreie Toiletten im städtischen Raum die Ausnahme. Als klo:lektiv setzen wir uns für eine größere Sichtbarkeit des Themas ein und entwickeln Ideen für eine klo:topische Sanitärwende.
Unsere Auseinandersetzung mit (öffentlichen) Toiletten sehen wir dabei als ein explizit feministisches Thema – das fängt mit der binären Aufteilung von Toilettenräumen an, geht über die mangelhafte Ausstattung, etwa durch fehlende Infrastrukturen wie Mülleimer, Wickeltische oder ausreichend Sitztoiletten, bis hin zu größeren Fragen von patriarchaler Stadtgestaltung, die an der konstruierten Trennung von öffentlichem und privatem Raum festhält.
Der öffentliche Raum ist an alten Rollenbildern des cis Mannes orientiert, der mit dem Auto zur Arbeit fährt, aber beispielsweise keine Betreuungsaufgaben auf Spielplätzen übernimmt.
Was ist unsere Mission?
Toiletten sind für uns ein Brennglas der Gesellschaft, an welchem recht eindrücklich klar wird, für welche Menschen der öffentliche Raum gestaltet ist und wer nicht mitgedacht wird. Am stärksten von unzureichender Sanitärinfrastruktur betroffen sind demnach ältere Menschen, Kinder, Obdachlose und Menschen mit spezifischen gesundheitlichen und körperlichen Bedarfen. Hier setzen wir als feministisches Kollektiv an und nehmen die Zugänglichkeit und Nutzbarkeit von öffentlichen Toiletten in den Fokus – und das für alle Menschen, ungeachtet ihres Geschlechts, des ökonomischen Status oder körperlicher Eigenschaften.
Wie hat alles angefangen?
Zusammengefunden haben wir uns als Studierende, die mit ihrem Interesse an öffentlichen Toiletten nicht immer ernst genommen wurden. Deshalb schlossen wir uns zusammen, um gemeinsam für Klos im öffentlichen Raum zu kämpfen. Unser erstes Gemeinschaftsprojekt war die Publikation der feministischen GeoRundmail zum Thema „Pissen* ist politisch“ im Jahr 2020. Hiermit haben wir nicht nur die erste deutschsprachige Publikation zu öffentlichen Toiletten veröffentlicht, sondern auch viele verschiedene Perspektiven auf das Thema versammelt.
Wie arbeiten wir?
Wir arbeiten mit vielen Formaten, um Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen (Wissenschaft, Kunst, Zivilgesellschaft) anzusprechen. Gestartet haben wir mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen und Vorträgen, die mittlerweile in stadtgeographischen und Architektur-Seminaren und Debatten diskutiert werden. Im Moment liegt unser Fokus auf einer breiteren Öffentlichkeitsarbeit, die wir durch Radiobeiträge sowie mit Pressearbeit vorantreiben. Im aktivistischen Kontext führen wir Workshops durch wie z.B. beim Recht auf Stadt Forum, sitzen auf Podien und stickern fleißig.
Wofür setzen wir uns ein? Wofür kämpfen wir?
Wir wollen, dass Toiletten als zentraler Bestandteil öffentlicher Daseinsvorsorge in der Stadtplanung verankert werden. Die gesetzliche Lage muss sich ändern, damit Toiletten zur Pflichtaufgabe einer Kommune werden. Dafür braucht es politischen und zivilgesellschaftlichen Druck. Unser Ziel ist es, dass Toiletten verstärkt in politischen Gremien und Verwaltungen diskutiert werden und alle Bevölkerungsgruppen dabei zu Wort kommen.
Weitere Infos gibt es unter https://klolektiv.org und auf Instagram @klolektiv. E-Mail: klolektiv@posteo.org