global brutal – brutal global

Für den Titel dieser Ausgabe haben wir uns inspirieren lassen:„Global brutal“ heißt ein empfehlenswertes Buch von Michel Chossudovsky, das anschaulich die Logik eines entfesselten Welthandels beschreibt, welcher in seiner Konsequenz zu Armut und Hungerkatastrophen und immer wieder zu Krieg und Staatsterror führt. „Die Allianz der Reichen forciert die Globalisierung der Armut, der Umweltzerstörung, der sozialen Apartheid, des Rassismus und der ethnischen Zwietracht“, belegt Chossudovsky.
„Der Einkommensunterschied zwischen den reichsten und den ärmsten Ländern lag 1820 noch bei 3 zu 1,1950 bei 35 zu 1,1973 bereits bei 44 zu 1 und 1992 schließlich bei 72 zu 1. (…) Das Vermögen der 358 Milliardäre auf der Welt überstieg das jährliche Gesamteinkommen der Länder, in denen 45 % der Weltbevölkerung leben“, heißt es im Human Development Report des United Nations Development Programms von 1996. Armut, das Fehlen medizinischer Versorgung, die de-facto- Entmachtung demokratisch gewählter Regierungen durch von Gläubigerländern auferlegte, sozial höchst unverträgliche Wirtschaftsprogramme sind vielleicht weniger spektakulär als ein Krieg, letztendlich aber genauso tödlich.
Die kapitalistische Globalisierung ist brutal – in ihren Methoden wie in ihren Konsequenzen. In Zeiten,in denen die eine Weltmacht daran geht, den arabischen Raum und in der Folge die ganze Welt neu zu ordnen, um – wie sie zynisch kundtut – durchaus auch offensiv ihre „vitalen Interessen“ zu sichern, in Zeiten, in denen fast allerorts zur Wahrung der „inneren Sicherheit“ BürgerInnenrechte in Frage gestellt werden und politisch Andersdenkende auf schwarzen Listen landen, wollen wir dem Thema globale Brutalität einen Schwerpunkt widmen.Der Krieg gegen den Irak ist offenkundig noch nicht vorbei und die nächsten Aggressionen (Syrien? Iran?) sind bereits in Vorbereitung. Dass auch die BRD dann wieder mitmischt, ist durchaus möglich – der bundesdeutsche Regierungspazifismus bezieht sich nicht auf Kriege generell – das zeigte schon der Jugoslawienkrieg. 2001 begrüßte Schröder gar „die Enttabuisierung des Militärischen in der deutschen Außenpolitik“. Gegen den Irak- Krieg war diese Regierung erst dann (auch mehr mit Worten als mit Taten),als klar war, dass es für bundesdeutsche Wirtschaftsinteressen nicht viel zu holen geben würde. Mal ist es ein erfundener Hufeisenplan,mal der „Kampf gegen den Terror“ oder, wie zuletzt, sind es angebliche Massenvernichtungswaffen, die den Angriffskrieg legitimieren sollen.Wie Frauen dafür herhalten müssen, Kriege zu rechtfertigen, beschreiben Elisabeth Klaus und Susanne Kassel. Das Thema inspirierte unsere Zeichnerin Kornelia Wigh zu einem Vorher-nachher- Quiz.Birgit Gärtner stellt eine Gruppe israelischer Lesben und Schwule vor, die einfallsreich und provokant gegen die Besetzung Palästinas protestieren und Marit Büttner beleuchtet, was Frauen dazu bewegte und bewegt, ihr Leben zu riskieren, um Deserteuren zu helfen. Monika Morres stellt Alex vor, eine Schülerin aus Bonn, die wie viele angeblich doch so unpolitische Jugendliche mitgemischt hat im Widerstand gegen den Krieg. Und WIR FRAUEN-Redakteurin Sonja Vieten berichtet vom Kongress www.McPlanet.com, wo „Ökos und Attacies“ diskutierten. An anderer Stelle stellt sie die Frage nach den „Heldinnen“ in diesen kriegerischen Zeiten und der „Verwertung“, die sie in den Medien erfahren.
Melanie Stitz
Inhalt dieser Ausgabe Gesamte Ausgabe Downloaden
Frauenrechte als Kriegslegitimation in den Medien
Elisabeth Klaus und Susanne Kassel
Frauen und Deserteure im Krieg
Ungehorsame Frauen und Soldaten im Vernichtungskrieg 1939-45
Maren Pauline Büttner
Krieg und Gewalt sind keine Lösung
Bonner Schülerin mischt sich ein
Monika Morres
Free Condoms – Free Palestine
Birgit Gärtner
Zwei Heldinnen
Jessica Lynch: Heldin des Irak-Kriegs?
Sonja Vieten
Rachel Corrie: Heldin des Widerstandes?
Sonja Vieten
www.McPlanet.com
Die Umwelt in der Globalisierungsfalle
Sonja Vieten
Andere Länder
Das eigentliche Verbrechen ist, eine Frau zu sein
Birgit Gärtner
Angriff auf Solidarität mit kurdischem Befreiungskampf
Monika Morres
Der Fall Andrea Wolf jetzt vor Europäischem Gerichtshof
Monika Morres
Kultur
Renate Riemeck
Ingeborg Nödinger
Monique Wittig
Wohin des Wegs?
Arbeitsmarktreform 2003
Renate Wurms
Parnass Nachschlag
Peggy Parnass
Daten und Taten
Sofia Lwowna Perowskaja und Hedwig Dohm
Ingeborg Nödinger, Mechthilde Vahsen
Außerdem
gelesen