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Sommer 2/2024

Female Money

Geld ist erst mal nur ein Symbol für alle möglichen Tauschbeziehungen. Ohne Geld keine Modernisierung, denn erst mit Geld wurde es möglich, sich aus den überbrachten sozialen Strukturen zu befreien.

Die Frauen wurden über Jahrhunderte hinweg vom Geld ferngehalten, sie durften weder Verträge abschließen noch Kredite aufnehmen oder Geldanlagen tätigen. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass die Utopie einer „Gemeinschaft ohne Geld“, also eines Lebens unter Bedingungen der Subsistenzwirtschaft, gerade Frauen so begeistert:Wenn das Geld seinen Wert verliert, gewinnen weibliche Stärken und Netzwerke an Bedeutung: Vom Marmeladekochen über die Trümmerfrauen bis zum Schwarzmarkt gibt es zahllose Beispiele. Über eine Frau, die hier und heute in Deutschland ohne Geld lebt, berichtet Mechthilde Vahsen: „Sterntaler-Frau Heidemarie Schwermer“.

Doch in der Welt, in der das Geld regiert,werden Frauen für gleiche Leistung nach wie vor schlechter bezahlt. Vielen Frauen fällt es schwer, für ein höheres Gehalt zu kämpfen. Ob aus Mangel an Selbstbewusstsein oder wegen eines geschlechtstypischen „Sichzurücknehmens“ – Geld zu fordern ist vielen Frauen peinlich. Sie möchten am liebsten etwas für andere tun und dafür Geld geschenkt bekommen. Nicht von ungefähr macht ein illegales Glücksspiel Furore, das sich bezeichnenderweise „Herzkreis“ nennt und sich nur an Frauen wendet.Ein Schneeballprinzip à la „Pyramidenspiel“: Ins Spiel einsteigende Frauen zahlen einen Einsatz, den den ganz oben auf der Liste stehenden Frauen zugute kommt – zur Erfüllung eines „Herzenswunsches“. Irgenwann, so der Irrglaube, ist jede an der Reihe und kommt in den Genuss der Zuwendung. Das klappt aber nur, wenn genügend neue Mitspielerinnen geworben werden. Deren Zahl ist natürlicherweise endlich. Die letzten Spielerinnen bleiben also auf der Strecke.Vor lauter gegenseitiger Unterstützung wird dabei vergessen, dass es in erster Linie um Geld geht,genauer gesagt um „OPM“:Other People’s Money …

Geld an sich gilt als schmutzig, kalt, unpersönlich. Es wirkt das Stereotyp: Eine Karrierefrau mag erfolgreich und vermögend sein, dafür ist sie unglücklich und einsam. Geld zu nehmen fällt vielen Frauen schwer – es zu geben um so leichter.Es sind vor allem Frauen, die sich mit einer Bürgschaft für den Partner verschulden.Wohl nicht zuletzt aus Liebe … Um (Selbst-)Liebe und Anerkennung geht es vermutlich auch, wenn Frauen ihr Geld in teure OPs und Kosmetik investieren.

Von den Kosten des Schönheitswahns handelt der Artikel von Melanie Stitz. Schlüsselgewalt – so nannte früher das Familienrecht die Tatsache, dass sich der Umgang der Frauen mit Geld zur Haushaltsführung nicht verhindern ließ. Im Sparsamkeitsgebot wurde die Schlüsselgewalt gleich wieder gesetzlich beschränkt, um den Ehemann vor den wirtschaftlichen Ausschweifungen der Frau zu schützen. Dieses Gesetz stammt aus einer Zeit, als vor allem Männer in den Parlamenten saßen,der Mann das Einkommen erzielte und seiner Frau, die den Haushalt führte, Unterhalt gewährte. Erst 1976 verlor es seine Wirkung.

Heute gibt es „neudeutsch“ den Begriff des „Gender Budgeting“,dem so genannten geschlechtergerechten Haushalten öffentlicher Kassen.Wie weit wir davon noch entfernt sind,beschreibt der Beitrag von Wiebke Buchholz-Will.

Dass Vermögensaufbau wenig mit Glücksspiel, aber viel mit nüchterner und selbstbewusster Finanzplanung zu tun hat, führt Mechthild Upgang aus.

Doris Heeger und Gabriele Bischoff

Inhalt dieser Ausgabe Gesamte Ausgabe downloaden

Eine Vision wird Realität

Leben ohne Geld

Mechthilde Vahsen

Schönheit ist käuflich

Eine Geldanlage mit Zukunft

Melanie Stitz

Haushaltspolitik zu Lasten des Sozialen

Durch die Geschlechterbrille gesehen

Dr. Wiebke Buchholz-Will

Step by Step

Vermögensaufbau mit System

Dr. Mechthild Upgang

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