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Winter 4/2024

Anna Siemsen

Sozialistische Pädagogin und Schriftstellerin
Geboren 18.1.1882 in Mark/Westfalen / Gestorben 22.1.1951 in Hamburg

Die 1882 im Westfälischen geborene Anna Siemsen, zweitältestes von fünf Kindern, besucht eine Höhere Töchterschule und legt 1901 als Externe das Lehrerinnenexamen ab. Als Privatlehrerin tätig, nimmt sie 1905 ein Studium auf. Nach Promotion und Staatsexamen folgen Jahre der Arbeit als Gymnasiallehrerin. Der 1. Weltkrieg lässt sie zur Pazifistin werden, sie schließt sich dem Bund Neues Deutschland an. Ihre berufliche Arbeit verbindet sie stets mit politischem Engagement. Als Mitglied der USPD tritt sie für Koedukation, für eine Einheitsschule und für die Demokratisierung des Schulwesens ein.

1923 wird sie als außerordentliche Professorin für Pädagogik an die Universität Jena berufen. Diese Stelle wird ihr erst 1932 durch den NS-Innenminister entzogen.

Sowohl in der USPD als auch ab 1923 in der SPD engagiert sie sich für die Beseitigung von Bildungsprivilegien in der Weimarer Republik. Die hierarchische Parteienstruktur und die Frauenfrage als „Nebenwiderspruch“ führen zu verstärk-tem Einsatz für frauenspezifische Themen wie Frauenerwerbstätigkeit und Mädchenbildung.

Siemsen arbeitet an der Zeitschrift „Der Klassenkampf-Marxistische Blätter“ mit, ist Mitherausgeberin der Jungsozialistischen Schriftenreihe und gehört dem Vorstand der pazifistischen Deutschen Liga für Menschenrechte sowie der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit an.

1933 emigriert sie in die Schweiz und geht eine Scheinehe mit dem homosexuellen Walter Vollenweider ein. Dort beendet sie ihr Hauptwerk „Die gesellschaftlichen Grundlagen der Erziehung“. Sie arbeitet in der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) mit und übernimmt die Redaktion der sozialistischen Frauenzeitung „Die Frau in Leben und Arbeit“.

1946 kehrt sie nach Deutschland (West) zurück. Politische Einwände verhindern, dass sie eine versprochene Professur in Hamburg erhält. Trotz dieser Enttäuschung ist sie bis zu ihrem Tod in Bildungs- und Jugendarbeit engagiert und tritt mutig, konsequent und unermüdlich für eine demokratische und pazifistische Erziehung ein.

Christina Puschak