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Herbst 3/2024

Zusammen frei sein

Cover der Ausgabe 3/2022 zum Thema Freiheit und zusammen frei sein

Ausgabe 3/2022

„Freiheit“ ist ein großes Wort. So groß, dass nahezu alles hineinpasst: Handy-Flatrates, auf Autobahnen allzeit „freie Fahrt für freie Bürger“ und – ganz besonders heilig – die unternehmerische Freiheit, Profite zu erwirtschaften auf Kosten von Menschenrechten, Klima und Gesundheit.

Wie lässt sich mit „Freiheit“ eigentlich noch emanzipatorische Politik machen, zudem noch feministische?
Immer wieder übten und üben feministische Bewegungen Kritik an einem Freiheitsverständnis, das auf der Annahme beruht, Menschen seien allein und voll verantwortlich für sich.
Wir brauchen einander, wir sind verbunden und abhängig, nicht Herrscher:innen über, sondern Teil der Natur und eingebunden in Sorgebeziehungen, ohne die es uns nicht gäbe. Neoliberale Ideologie leugnet das nur allzu gerne oder begrenzt es auf „die Familie“.

Wie frei können wir sein in kapitalistischen, patriarchalen, rassistischen Verhältnissen? Was brauchen wir, um frei zu wählen? Formale Rechte sind wichtig. Sie müssen erkämpft und dann auch noch gelebt werden. Vom formalen Recht studieren zu dürfen bis zur Quote bei den Professuren war und ist ein weiter Weg zurückzulegen, der gepflastert ist mit Widerständen: von der eigenen Familie bis in die Institutionen, die erstmal bleiben wollen, wie sie sind. Gepflastert mit Vorurteilen und Gewalt, mit Regeln und Kriterien, die maßgeschneidert sind für „gesunde“, weiße Männer aus „gutem Haus“. Einmal errungen, müssen Rechte stets verteidigt werden. Ändern sich die Kräfteverhältnisse, kann das Recht auf Schwangerschaftsabbruch ganz schnell zu Fall gebracht werden, wie nun in weiten Teilen der USA.

Hilfreich ist historisches Bewusstsein: Wir stehen auf den Schultern aller, die für Menschenrechte und sozialen Fortschritt gekämpft haben. Nichts gab es geschenkt, nichts ist selbstverständlich, es lohnt sich zu kämpfen. […]

Auszug aus der Einleitung von Melanie Stitz


Cover:
Unser feministisches Blatt erschien als Zeitschrift erstmals 1982. Zum 40-jährigen Jubiläum zeigt das Cover dieser Ausgabe ein Bild aus unserem Archiv: eine Demonstration in Hamburg im Dezember 1980 von der Initiative ‚Frauen in der Bundeswehr? – Wir sagen NEIN‘ und der Demokratischen Fraueninitiative (DFI) gegen die Einführung eines Frauenwehrdienstes. Zehntausende Frauen gingen damals auf die Straße in Hamburg, Bonn und München.
Bild: Michael Meyborg/UZ-Archiv


Inhalt dieser Ausgabe

Schwerpunkt ZUSAMMEN FREI SEIN
Einleitung:
Zusammen frei sein
von Melanie Stitz

Feministische Kämpfe um Freiheit
von Annegret Kunde

Die Freiheit der „Working Class“
von Gabriele Bischoff

Vom Begehren, sich frei zu entwickeln
von Melanie Stitz

Wie weit reicht das Wir?
von Annegret Kunde

Die Kommune Niederkaufungen – ein lebendiges Experiment
von Melanie Stitz

Meine feministische Wahrheit
Alleinerziehende Mütter stärken
von Heidi Thiemann (Stiftung Alltagsheld:innen)

Krieg & Frieden
Wer darf leben, wer muss sterben?!
Zum Zusammenhang von Rassismus, Polizeigewalt und Corona-Pandemie
von Isolde Aigner

Kurzmeldungen

WHO CARES?! Kämpfe um Reproduktion und Gewerkschaftsarbeit
Etappensieg gegen systemrelevante Missachtung
von Sigrun Matthiesen
(zuerst erschienen in OXI – Wirtschaft anders denken)

Herstory
Seit 40 Jahren Wir Frauen. Ein Blick zurück nach vorne
von Florence Hervé & Melanie Stitz

Kultur
Was siehst du? Die Intervention „Wer War Milli?“ von Natasha A. Kelly
von Djamila Patt

Projekte
Mehr als ein Jazz-Festival
vom PENG-Kollektiv

Gesehen
The Other Side of the River
von Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

Gehört
Women in War
Listen to the Archive. Der DDF-Podcast zu feministischer Geschichte
von Tina Berntsen

Daten und Taten
Rachna Dhingra
Constance de Salm

… und sonst
Hexenfunk
Gelesen


Die Zeitschrift kann direkt hier über unsere Webseite bestellt werden.