Stell dir vor, es ist Krieg!?
100 Jahre Ausbruch Erster Weltkrieg, 75 Jahre Ausbruch Zweiter Weltkrieg – auch im sogenannten Geschichtsjahr 2014 boomt die Militarisierung. 2001 hoffte Gerhard Schröder noch auf die Enttabuisierung des Militärischen, wie daran anknüpfend hält Bundespräsident Gauck 2014 eine Rede, die einen internationalen Aufschrei provoziert hätte, wäre die BRD ein anerkannter „Schurkenstaat“: Deutschland sei (wieder einmal) reif, auch militärisch mitzumischen. Kriegsministerin von der Leyen möchte die Bundeswehr familienfreundlich machen. Mit Fun-Events und bunten Trucks wirbt das deutsche Militär in Innenstädten, auf Schulhöfen und selbst bei Care-Berufsmessen um Nachwuchs. Unfassbare Hunderte Millionen Euro werden für Drohnen ausgegeben – dass sie nichts taugen, ist immerhin ein kleiner Trost. In Bonn wehren sich (nicht nur) Studierende gegen eine Professur für Internationale Beziehungen und Völkerrechtsordnung, gestiftet für die nächsten fünf Jahre von Auswärtigem Amt und Verteidigungsministerium, gewidmet ausgerechnet dem einstigen US-Sicherheitsberater (1969-1975) und Außenminister (1973-1977) Henry Kissinger. Der unterstützte nicht nur den Militärputsch in Chile (1973), sondern forcierte auch die Bombardierung der neutralen Staaten Laos und Kambodscha im Vietnamkrieg.
Allerorts wird dieser Tage das „Friedensprojekt“ EU besungen und wehe der, die da nicht einstimmen mag. Anke Hoffstadt bringt es treffend auf den Punkt: „Dieses Europa ist nicht friedlich. Weder nach innen, noch nach außen. Die Austeritätspolitik der Troika gegen die südeuropäischen Länder ist ein aggressives Projekt. Außerdem haben wir das europäische Grenzregime, mit Frontex im Einsatz gegen Menschen, die übers Mittelmeer flüchten – zumeist vor Kriegen!“ Melanie Stitz sprach mit ihr über die Folgen des 1. Weltkriegs, Bezugnahmen und Erinnerungspolitik. Florence Hervé erinnert an die Frauen, die beim Massaker von Oradour durch die SS ermordet wurden, Elisabeth Klaus und Ulla Wischermann schreiben über Kriegspropaganda und Friedensjournalismus im Ersten Weltkrieg. Nicole Kühn fragt nach den Hoffnungen und Beweggründen von Frauen, die sich der kurdischen Guerilla anschließen, und Mareen Heying sprach mit der aus dem Iran nach Deutschland geflohenen Journalistin Sahra Azad über das illegalisierte Überqueren von Grenzen. Für das Schwerpunktthema dieser Ausgabe fing Laura Chlebos Spuren des Militärischen in unserem Alltag fotografisch ein.
Melanie Stitz
Inhalt dieser Ausgabe
„In den Schützengräben des 1. Weltkriegs nahm der Nationalsozialismus seinen Anfang“
(Langversion des Interviews)
Von Melanie Stitz
Die Frauen von Oradour
Von Florence Hervé
Kriegspropaganda und Friedensjournalismus
Von Elisabeth Klaus und Ulla Wischermann
Das Überqueren von Grenzen zeigt neue Grenzen auf
Interview mit Sahra Azad von Mareen Heying
„Sehnsucht nach einem anderen Leben“. Frauen in der Guerilla
Von Nicole Kühn
Meine feminstische Wahrheit
Eine feministische Kritik zu Peter Stamms „Agnes“ als Pflichlektüre im Abitur
Ich möchte wie ich selbst aussehen – nur vielleicht ein bisschen schöner
Krieg und Frieden
Syrierinnen für den Dialog und ein Ende der Gewalt
Die Türkei braucht keine Feministinnen – die haben sie selbst
Who cares?! – Kämpfe um Reproduktion
Kampf um das Recht auf Abtreibung in Italien
Sorgearbeit: Keine Frauensache
Herstory
„Sei innigst umarmt und geküsst“. Briefe von Klara Schabrod
Kultur
Mit leichtem Schwert. Die CD von Judith Holofernes
Projekte
Strukturen statt Medikamente. Augspurg-Heymann-Preis für Maria Beckermann
Gesehen
Ist die Vulva en vogue für das Rathaus?
Daten und Taten
Luise Kautsky / Christina von Braun
Außerdem
Hexenfunk
Gelesen
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