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Frühjahr 1/2024

NO TO NATO

Die Geschichte der WIR FRAUEN ist eng verknüpft mit der Geschichte der Frauenfriedensbewegung. Anfang der 1980er machte die Demokratische Fraueninitiative – Herausgeberin hektographierter Rundschreiben, aus denen später die Zeitschrift WIR FRAUEN hervorging – gegen Wiederaufrüstung und Krieg mobil. Mit dieser Tradition fühlen wir uns bis heute verbunden.

In der vorliegenden Ausgabe dokumentieren wir Christiane Reymanns Beitrag zu einer feministischen Kritik an NATO und Militarismus. Sie macht deutlich: Kriege erzeugen im Vorfeld und noch lange nach vermeintlichem „Friedensschluss“ ein Klima und eine Kultur der Gewalt, die bis in den letzten Winkel des „Privaten“ hineinwirken. Frieden, den wir meinen, ist denn auch mehr als die Abwesenheit von Krieg.

Auf vielfältige und spezifische Weise werden Frauen in kriegerischen Zeiten benutzt: als „Kriegsbeute“, zur Legitimation (Schutz von „Frauenundkindern“), beim Einsatz an der Front, als Arbeitskraftreserve hinter den Linien und als „Trümmerfrauen“. Ihre spezifischen Erfahrungen sollten Eingang finden in Friedensverhandlungen und Friedenskonzepte.

Weder aus essentialistischen noch biologischen Gründen stellen Frauen das „friedfertigere Geschlecht“. Immer stärker dienen sich auch Frauen dazu an, Kriege und Armeen zu „modernisieren“ und zu „humanisieren“. Cynthia Cockburn und Meliha Hubic, Vertreterinnen eines reformerischen Ansatzes, wollen „Frauen keinesfalls von der Verantwortung für die machtvolle Ausübung gerechter und notwendiger Gewalt freisprechen (…), um sie einzig und allein den Männern aufzubürden.“ Sie hoffen auf eine „demokratische und geschlechtersensible militärische Kultur“, die unter stärkerer Mitwirkung von Frauen entstehen könnte.

Jenseits solcher Gedankenspiele wenden wir uns auch ob ihrer Ziele gegen die NATO – Wir wenden uns gegen die gewaltsame Durchsetzung hierarischer Verhältnisse und gegen die Absicherung ökonomischer Ausbeutung. Daran wollen wir nicht „gleichberechtigt“ partizipieren. Unter Feminismus verstehen wir noch immer ein gesellschaftliches Projekt, das in ökologischen, sozialen und ökonomischen Zusammenhängen denkt und das auf Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und menschlicher Verbundenheit basiert.

In diesem Sinne unterzieht Sonja Klümper den Global Marshall Plan einer kritischen Würdigung und benennt Alternativen. Ferner sprechen uns Daniela Dahns zehn Forderungen an eine neue Weltordnung aus dem Herzen.

Wir unterstützen den bundesweiten Aufruf des no-to-nato-Bündnisses und wünschen Euch und uns angesichts der anstehenden NATO-„Feierlichkeiten“ allerorts kraftvollen, vielfältigen Widerstand!

Melanie Stitz und Gabriele Bischoff

 

Inhalt dieser Ausgabe

Haben Sie Nachsicht mit uns Utopisten

Daniela Dahn formuliert Forderungen

60 Jahre Nato

Christiane Reymann formuliert Forderungen

Aufruf

Nein zum Krieg – Nein zur Nato!

Der Global Marshall Plan

Sonja Klümper formuliert Alternativen

Angemerkt

Folter-„Hitparade“ und Absicht tut weh

 

Krieg und Frieden


Frauen stärken durch internationale Begegnung

Zur Lage in Gaza

Frauensolidarität in Ruanda

Erneute Verurteilung von Leyla Zana

 

Projekte


Mädchenarbeit in Genderzeiten

Eindrücke vom Vernetzerkongress

 

Kultur


Frau Eva, zum Diktat!

King Kong Girl: Virginie Despentes

Kommentar


Die UN-Konvention CEDAW – ein Papiertiger

 

Herstory


Aktion Grundgesetz: Lesben und Schwule in die Verfassung

Frauen in der Räterepublik 1918/19

 

Gesehen


Frauenfilmfestival: Fokus Freiheit

 

Daten und Taten


Mary Wollstonecraft, Gabriele Mistral

 

Außerdem

Korinthe: Sexistischer Blick in die Frühgeschichte

Hexenfunk

gelesen